In ganz Deutschland fehlt Wohnraum – Wissenschaftler hingegen sagen »es gibt genug Wohnraum, er verteilt sich nur nicht korrekt« und bringen höhere Mieten ins Spiel.
In vielen Ballungszentren Deutschlands verschärft sich die Wohnungsnot zusehends. Zur Linderung dieses akuten Mangels schlägt das Immobilieninstitut der Universität Regensburg vor, die Mietpreise bei alten, preiswerten Verträgen deutlich anzuheben. Auf diese Weise könnten Bewohner, die in zu großen Wohnungen leben, jedoch aufgrund der günstigen Miete nicht in eine kleinere Wohnung ziehen möchten, quasi dazu gezwungen werden. Der Vorschlag stößt erwartungsgemäß auf wenig Zustimmung.
Vorschlag gegen den Wohnungsmangel & Vermieter:innen sollen Geld wieder abgeben
Die Immobilienwissenschaftler planen im Grunde genommen eine umfangreiche Umverteilung. Es soll eine Situation geschaffen werden, in der der alleinlebende 70-Jährige in seiner Vierzimmer-Wohnung entweder wesentlich mehr Miete zahlen oder sich aufgrund einer Mieterhöhung von 15 bis 20 Prozent gezwungen sehen wird, in eine angemessenere Wohnung umzuziehen. Eine junge Familie könnte dann in seine Wohnung einziehen, die derzeit keine bezahlbare Unterkunft findet. Einige der Befürworter dieser Idee, wie Steffen Sebastian, halten es für ungerecht, dass Menschen, die seit Jahren oder Jahrzehnten eine geringe Miete zahlen, in Deutschland derart stark geschützt werden, während andere keine erschwingliche Wohnung finden können.
Die Wissenschaftler gehen noch einen Schritt weiter und schlagen vor, dass die Vermieter:innen das zusätzliche Geld, das durch solche Preiserhöhungen generiert wird, nicht behalten sollten. Stattdessen soll ein »Vermieter-Soli« eingeführt werden, der staatliche Subventionen wie das Wohngeld finanzieren würde. Dies würde es vielen mehr Menschen ermöglichen, Wohngeld zu erhalten als bisher. Die Höhe des Vermieter-Solis hängt vom Einkommen privater Vermieter:innen ab.
Eigentümer:innenverband & Mieter:innenbund halten wenig von dem Vorschlag
Obwohl die Theorie einleuchtend klingt, wurde in Deutschland tatsächlich immer wieder festgestellt, dass vor allem Familien mit Kindern in beengten Wohnungen leben, während viele Rentner und Rentnerinnen in zu großzügigen Unterkünften untergebracht sind. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat in einer Studie im Januar herausgefunden, dass etwa 6 Prozent der Haushalte in Großstädten in beengten Verhältnissen leben, während weitere 6 Prozent in zu großen Wohnungen wohnen. Bei Haushalten mit Personen über 70 Jahren waren es sogar 9 Prozent, die zu großzügig leben. Das IW kam zu dem Schluss, dass ein Wohnungstausch möglicherweise Abhilfe schaffen könnte.
Obwohl das Problem real ist, stößt der Vorschlag der Regensburger Experten auf massive Kritik. Der Mieterbund bemängelt, dass deutschlandweit 700.000 Wohnungen fehlen und dass eine Umverteilungsstrategie allein nicht ausreicht, um diese Lücke zu füllen. Das eigentliche Problem besteht darin, dass es einfach nicht genug Wohnraum gibt und dieser schnellstmöglich gebaut werden muss. Dies ist auch die Forderung des Eigentümerverbands Haus & Grund, der betont, dass das Bauen günstiger werden muss. Die Inflation führt dazu, dass immer mehr Aufträge storniert werden, da der Neubau nicht mehr finanzierbar ist.

